Wie geht’s dir heute Morgen? Das habe ich mich selbst gefragt – und die Antwort kam: „verknautscht“.

Am Wochenende habe ich mich verstrickt – wortwörtlich. Die Kinder hatten schon früh ein Feuer gemacht, saßen gemütlich im Wohnzimmer, häkelten und strickten. Ihr Wunsch war, dass ich mich dazusetze und endlich an meiner langen, begonnenen Strickjacke weiterarbeite, die mich nun schon über zwei Jahre begleitet.

Warum sie nicht fertig wird? Weil anderes oft Priorität hat. Und weil immer wieder dasselbe Muster passiert: Fürs Stricken bräuchte ich Zeit und Muße, aber meist sitze ich mitten im Geschehen. Dazu kam diesmal ein innerer Mix: Stimmen von „zu oft Nein gesagt“, „zu wenig Zeit mit den Kindern“ – und gleichzeitig echte Lust auf kreative Handarbeit und auf ein bisschen Muße.

Ich setzte mich – und es geschah, was immer geschieht: Wir plauderten, ich verlor den Faden, die Maschen liefen, ein Loch entstand. Ich sah: Da stimmt etwas nicht. Aber ich wusste zu wenig, um den Fehler wirklich zu beheben. Beim Versuch, es schnell zu richten, verhedderte ich mich noch mehr, musste Reihen auflösen, der Faden franselte, die Frustration wuchs.

Ich merkte: Ich habe einen Widerstand dagegen, mich wirklich damit zu beschäftigen, zu verstehen, wie die Maschen funktionieren – um die Verantwortung zu übernehmen und es wieder in Ordnung zu bringen. Stattdessen wollte ich einfach drüber hinweggehen. Das Ergebnis: noch mehr Auflösen, schlechte Laune, eine Stimmung, die den ganzen Tag nachklang.

Am Abend packte ich alles in eine Tüte mit dem Gedanken: „Oma richtet das.“ Und ja – das ist ein Weg. Hilfe anzunehmen ist gut. Doch heute Morgen wurde mir der Spiegel klarer: Wenn es ein Weg von mir ist, wenn hier etwas gemeistert werden will, dann braucht es das Hinschauen – nicht das Wegschieben.

Denn genau hier, an solchen Punkten, stehen wir oft vor einer stillen Weggabelung. Es gibt drei Möglichkeiten:

🧶 Ich schmeiße alles hin.
Ich sage mir: „Das kann ich nicht, das ist alles Mist, das ist nicht mein Weg.“
Im Strickbild bedeutet das: Ich werfe das Strickstück einfach weg.
Im Leben heißt das: Ich gebe auf, bevor ich tiefer geschaut habe.

🧶 Ich gebe es ab.
Ich lasse es jemand anderes für mich machen.
Auch das ist ein möglicher Weg – und manchmal nicht nur okay, sondern sogar wichtig.
Manchmal ist **Loslassen selbst ein Schritt der Weisheit**.

Doch wenn es um ein Herzensprojekt geht, um etwas, das in mir wachsen will, dann darf ich hinschauen, wo ich mich weiterentwickeln kann. Um innerlich nicht genau an derselben Stelle stehen zu bleiben, braucht es ein bewusstes Wachsen – kein Wegschieben.

🧶 Ich hole mir Begleitung – und bleibe Schöpferin.
Das bedeutet: Ich suche mir jemanden, der mir zeigt, wo der Fehler liegt, wie ich ihn erkennen und selbst lösen kann.
Ich übergebe es nicht, sondern ich lerne.
Ich eigne mir das Wissen an, übernehme Verantwortung und wachse daran.
So bleibe ich in meiner Kraft.

Diese dritte Möglichkeit ist die, die auch im Leben echte Veränderung bringt. Denn das ist der Moment, in dem wir lernen, wie wir selbst Licht in unsere eigenen Themen bringen können. Wenn wir erkennen, was uns geprägt hat, welche Programme wir tragen – und wie wir sie Schritt für Schritt verwandeln können.

Die Analogie war glasklar:
Beginnen – Fehler – ausweichen – Ohnmacht.
Oder: Beginnen – Fehler – hinschauen – lernen – Schöpferin bleiben.

Wenn du Schöpferin sein willst mit einem Thema, dann lehne den Fehler nicht ab. Bleibe nicht ohnmächtig ihm gegenüber. Geh hinein und frage dich: Was will hier erkannt werden? Welchen Faden gilt es loszulassen – welchen aufzunehmen?

Übertragen aufs Leben – auf unsere Matrix aus Prägungen und Programmierungen – bedeutet das:
Welche falschen Loyalitäten darf ich loslassen?
Aus welchen Abhängigkeiten löse ich mich?
Welche tiefen Glaubenssätze über mich rede ich mir immer wieder ein?

Vielleicht hattest du am Wochenende auch so einen Moment. Einen kleinen oder großen Trigger. Einen Spiegel, den das Leben dir hinhält. Ich lade dich ein, nicht darüber hinwegzugehen, sondern einmal wirklich hinzuschauen: Was will das Leben dir zeigen? Welcher Schatz liegt darin verborgen? 🌿

Sanfte Praxis für diese Woche:

  • Atme. Spüre deinen Körper.
  • Gib den Widerstand gegen den „Fehler“ auf. Geh stattdessen ganz hinein, lass das, was ist, da sein. Verstehe, was hier geschieht — und erlaube dir, Hilfe oder Begleitung anzunehmen, wenn du sie brauchst.
  • Entscheide bewusst: loslassen oder aufnehmen.
  • Lerne den nächsten kleinen Schritt – liebevoll, ohne Urteil.

So bleiben wir Schöpferinnen unseres Weges – auch wenn es manchmal bedeutet, eine Masche zurückzugehen. ✨

Ich danke dir von Herzen.

Deine Conny